„ parysis, tu sais ...“ Institut francais de Stuttgart 21.11.-21.12.07

Während seines Parisaufenthaltes hat Harald Kröner ein Webtagebuch geführt mit täglich 12 Zeilen Text und je einer Fotografie. Diese 170 Einträge sind ein visueller und erzählerischer Speicher von Orten, Entdeckungen, Interessen, von der Erkundung eines städtischen und kulturellen Raums. Sie sind durchzogen von einem Geflecht wiederkehrender, allmählich erst fokussierter Themen und „roter Fäden“, die sich im Prozess des Schreibens über die Zeit manifestierten. Diese Form des täglichen Nach-Denkens über Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Kunst, oder „den geglückten Tag“ ( Handke ) ist ein spannender Parallelprozess zur Arbeit des Zeichners Harald Kröner, der einen zeichnerischen Raum genauso zu erkunden und auszudehnen versucht, wie er das mit dem unbekannten städtischen Raum Paris getan hat. In der Ausstellung im Institut Francais in Stuttgart wird beides zu sehen sein, Papierarbeiten aus Paris und das Paristagebuch in einer Installation in gedruckter Form. Die oft sehr kleinen, so preziosenhaften wie präzisen Zeichnungen aus Paris, die zu grossen Teilen in einer Ausstellung im Kunstverein in Pforzheim gezeigt wurden ( „trésor“ 2006 ) werden durch Arbeiten aus der Zeit danach ergänzt und auf einer Re-Installation des improvisierten Zeichentischs in Harald Kröners Pariser Studio an der Cité Internationale gezeigt. Auch wenn die Zeichnungen nicht im engeren Sinn als Tagebuchblätter zu sehen sind, gibt es doch Anklänge an die tägliche Arbeit des Zeichnens insofern, als zum Beispiel die Titel seit einigen Jahren nur aus Ort und Entstehungsdatum bestehen. Insofern als Kröner Zeichnung als eine Universalsprache begreift, geht es also auch um unterschiedliche Sprachformen. Darauf rekurriert auch der Titel der Ausstellung, ein Zitat aus „Finnegans Wake“ des zeitweiligen Wahl-Parisers James Joyce. Im „Finnegan“ geht es um Vielsprachigkeit bis zur Sprachverwirrung und um die Frage, wie man bei vollem Bewusstsein gleichzeitig unter den Bedingungen verschiedener Kulturepochen und-Sphären leben kann.