Diese Arbeit enstand ursprünglich für ein Berufsbildungszentrum und Internat für Hörgeschädigte. In Gesprächen mit hörgeschädigten Jugendlichen wurden je sieben Begriffe ausgewählt, die für die „aussen“-Sicht „Normaler“ auf die Behinderung zentral sind ( Handicap, Integration, Miss-verständnis Gebärden-sprache, Verständigung, unsichtbar, aussen) und sieben Begriffe, die Wünsche und Befindlichkeit der sogenannten Behinderten als „innen“-Sicht zeigen ( Normaltät, Isolation, Verstehen, Lippenbild, Gefühl, anders und innen). Je nachdem, wo sich der Betrachter befindet, sind die Begriffe seiten-richtig oder seiten-verkehrt zu lesen. Sie werden ergänzt durch ein Zen-Koan ( „wenn Du auslöschst Sinn und Ton, was hörst Du dann? “ ) und einen Text über den Zusammenhang von Denken und Sprache des vergleichenden Sprachwissenschaftlers Benjamin Lee-Whorf. Die für mich bestürzendste Erfahrung war die, wie ( fehlende ) Sprachentwicklung und Entwicklung des Denkens untrennbar zusammenhängen. Dieser Text bekommt allmählich Ausfallerscheinungen, er verliert nach und nach alle Vokale; daran wird physisch erlebbar, wie das ist, wenn ständig Teile des Gesagten fehlen, herausfallen, bis zu dem Punkt, wo Verständigung unmöglich wird, wo der Sinn verloren geht. Hörgeschädigte sind unter anderem auch Weltmeister im Kombinieren von Sprach-Bruchstücken. Faszinierend ist, wie die Membran transparent wird, das eine Wort durch das andere hindurch quer durch den Innenraum lesbar wird. An sonnigen Tagen projiziert das Licht die Wörter nach aussen auf den Boden. Unsere Kommunikationsfähigeit ist unsere wichtigste Fähigkeit. Diese Arbeit ist auch ein Modell für Kommunikation überhaupt. Sie ist insofern allgemeingültig, als die Übergänge zwischen „normaler“ und „gestörter“ Kommunikation sind immer fliessend und im Grunde erlebt jeder von uns permanent Störungen,Sprachlosigkeit aus Unvermögen oder Verletzung, Missverständnisse, Unausgesprochenes . Krisen, Streit und Kriege enstehen immer durch gestörte Kommunikation, sei die Ursache seelisch, körperlich, sprachlich oder kulturell bedingt. Die Bereitschaft zu umfassender Kommunikation ist friedensstiftend.