Zu Lost in Translation, Ausstellung im Tankturm Heidelberg 21.2. – 31.4.2017 Die Ausstellung «lost in translation» mit Werken von Yang Jiechang ( Paris ) und Heinz Pelz ( Karlsruhe ) befragt einen – zumal in einer global vernetzten Welt – permanent stattfindenden kulturellen Transfer, bei dem Inhalte, Formen, auch Klischees hin- und herwandern, kommentiert werden und in neue Formen münden und begleitet Auftragskompositionen & Werkstattkonzert «Neue Klänge aus dem Reich der Mitte» des KlangForum Heidelberg e.V. im Rahmen der «Tage für neue Musik» (in Kooperation mit dem Theater und Orchester Heidelberg) Uraufführung der Auftragskompositionen im ZKM, Karlsruhe und in der Alten Aula Heidelberg /// Adolf Hitler wollte eigentlich auf die Kunstakademie. und es ist ein Treppenwitz der Geschichte, was uns alles erspart geblieben wäre wenn es denn geklappt hätte. Der seit 1989 im freiwilligen Exil in Paris lebende international erfolgreiche chinesische Maler Yang Jiechang (*56 Foshan ) malt dieses künstlerisch recht belanglose „Frühwerk“ von Hitler nach, um, wie er sagt „den Dämon zu berühren“ ( ein Thema, das gerade zusätzliche Aktualität erfährt, die wir bei Planung der Ausstellung noch nicht ahnen konnten ... ). als Gegenposition dazu nicht-konzeptionelle, abstrakte, grosse Papierarbeiten des Karlsruher Malers Heinz Pelz ( *59, Ludwigsburg ) in ihrer Anmutung der verhaltenen Farbigkeit und offenen Bildräume ein wenig „aussehen wie“ chinesische Malerei aber von völlig anderen Voraussetzungen ausgehen, zumal bei den vermeintlich zarten Papierarbeiten eine Bohrmaschine eine entscheidende Rolle spielt. /// Jiechang Yang macht sich an diese merkwürdige Kopierarbeit, die aber auch eine historische "Gewohnheit" und Kulturtechnik ist, dazu kommt noch, dass er nach der minutiösen Erstkopie in die Rolle eines malenden Kaisers aus der Song-Dynastie ( um 1000 n.C. ) schlüpft, um in diesem Stil eine zweite Kopie zu machen, und in einigen Fällen dann eine dritte, dreidimensionale in Porzellan. Die zugrundeliegenden Arbeiten sind nicht eigentlich die eines Monsters, sondern zeitlich davor, strenggenommen sind es Arbeiten eines unschuldigen jungen Mannes, der erst später zu dem Diktator wurde, der Europa verwüstete, zumindest stellt sich auch diese Frage in diesem Zusammenhang. /// Heinz Pelz nähert sich gewissermassen dem Phänotyp einer chinesischen Malerei, aber ohne Absicht oder Bezugnahme. Er ist überhaupt nicht an einer Übersetzung im Sinne einer Interpretation interessiert, eher setzt er über zu seinem ( funktionierenden ) Bild. Die grossen Büttenpapiere bei Pelz werden mit einer Bohrmaschine mit Schleifaufsatz grob verletzt, dann mit verdünnter schwarzer Ölfarbe geschlämmt und gewaschen, eigentlich sind das verquere "Radierungen", bei denen der eigentliche Bild-Überträger = Kupferplatte fehlt und so beides ineins fällt, bevor die erste Setzung gemacht wird. Aleatorik. Keine von beiden Positionen ist das, was man meinen könnte, dass sie es sei. Wir übersetzen erneut. Harald Kröner, Februar 2017